Ja, ich züchte auch mit ridgelosen Ridgebacks und ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass dies der richtige Weg ist!
Im Jahr 2018 hatten wir mit unserer ridgelosen Ginny im Rahmen des VDH-Zuchtprogramms ihren ersten Wurf mit einem Rüden, der homozygot (reinerbig) für den Ridge war. Alle 7 Welpen aus diesem Wurf hatten also einen Ridge.
Zwei Jahre später machten wir einen zweiten Wurf mit Ginny. Warum ich für meine Ginny und ihren zweiten Wurf Ben ausgesucht habe, obwohl ich wusste, dass Ben heterozygot (also mischerbig) für den Ridge ist und mir klar war, dass ich auch ridgelose Welpen bekommen werde? Weil für mich der Charakter und die Gesundheit der Hunde Priorität haben und nicht ein Statussymbol, zu dem der Ridge inzwischen leider geworden ist.
Jeder Züchter, der eine Hündin mit Ridge und dem Genstatus R/r hat und der einen Rüden nimmt, der ebenso nicht Ridge-sicher ist wie die Hündin (Genstatus R/r), der hat am Ende ridgelose Welpen in der Wurfkiste liegen, das ist FAKT! Wieviele Welpen dann schlussendlich ridgelos sind, das weiß man im Voraus nicht. Statistisch gesehen sind es bei der Verpaarung R/r x R/r 25%. Als ich diese Verpaarung mit Ginny und Ben gemacht habe wurde ich an den Pranger gestellt und auf das Übelste beschimpft. Dabei wollte ich nur gesunde Hunde züchten und die Tatsache, dass ich vielleicht etwas mehr ridgelose Welpen haben würde war für mich irrelevant.
Für mich ist wichtig das Risiko für einen Dermoid Sinus so gering wie möglich zu halten – das hat für mich Priorität. Zu mir sagte einmal ein Züchter „Ich habe lieber 3 Welpen mit DS im Wurf als einen ridgelosen, denn die Welpen mit DS sind optisch perfekte Ridgebacks“. Eine Aussage die mich absolut schockiert hat, aber dieser Züchter steht mit diesem Standpunkt sicherlich nicht alleine.
Eine lange Zeit
Bereits seit über 16 Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema „Zucht mit Ridgelosen“. In dieser Zeit musste ich mich mit sehr viel Ignoranz und Hass (ja, das ist tatsächlich so) in der Ridgeback-Szene (vor allem in Deutschland) auseinandersetzen. Aber es ist nun mal eine Tatsache, dass der Ridge eine Mutation ist – eine dauerhafte Veränderung des Erbgutes, die nicht selten negative Auswirkungen hat, so auch in diesem Fall. T.C. Hawley hat in seinem Buch aus dem Jahre 1956 (die erste Veröffentlichung über die Rasse) bereits den Dermoid Sinus erwähnt und diesem Thema ein Kapitel gewidmet - ich gibt keine einzige andere Hunderasse, bei der der DS Erwähnung findet.
Ridgelose mit Dermoid Sinus?
Jetzt werden einige Leute schreien „Das stimmt nicht - es gibt doch auch ridgelose Ridgebacks mit Dermoid Sinus!“. Tatsächlich und wenn ja - wie oft kommt das vor?
Vor einigen Jahren wurden auf Facebook einige Bilder veröffentlicht mit dem Hinweis, dass es sich um einen ridgelosen Ridgeback-Welpen handelt, dem ein Dermoid Sinus entfernt wurde. Diese DS-Operation wurde regelrecht als Sensation gefeiert, da sie doch angeblich bewies, dass der Ridge nichts mit dem DS zu tun hat. Aber…wenn der Ridge nichts mit dem Dermoid Sinus zu tun hat, warum war diese Veröffentlichung dann so spektakulär? Wohl deshalb, weil bis zu diesem Zeitpunkt ausnahmslos alle Ridgebacks, die in den deutschen Zuchtbüchern dokumentiert waren und die diesen Gendefekt aufwiesen, auch einen Ridge hatten. Das lässt sich mit Zuchtbuchdaten belegen und ist nichts, was ich mir einfach so ausdenke.
Über den Genstatus des operierten Welpen ist übrigens nichts bekannt, denn selbst als ridgeloser könnte er den Genstatus R/r gehabt haben und zu den 5% der Hunde gehören, die als „silenced ridged“ bezeichnet werden. Diese Hunde haben zwar genotypisch (vom Erbgut her bestimmt) einen Ridge, jedoch nicht phänotypisch (das äußere Erscheinungsbild betreffend) – er wird also nicht ausgeprägt und die Hunde sind ridgelos.
Wer behauptet, dass der Ridge keinesfalls etwas mit der Vererbung des DS zu tun hat, der ignoriert einfach die vorliegenden Fakten und auch alles, was die Wissenschaft bisher belegt.
Statt zu versuchen einen Gendefekt mit einfachen Mitteln zu bekämpfen und Ridgelose in der Zucht zu integrieren, wird mit allen Mitteln dagegen angekämpft. Dabei müssen wir wirklich alles tun um zu verhindern, dass die Zucht unserer Rasse irgendwann in Deutschland verboten wird, weil PETA und Co es geschafft haben ihr Vorhaben umzusetzen. Wir dürfen die neue Tierschutz-Hundeverordnung und das Qualzuchtgutachten, in dem der Ridgeback leider wegen des Dermoid Sinus aufgeführt ist, nicht ignorieren!
Für die Hunde ist der Ridge irrelevant, nur wir Menschen wollen immer etwas Besonderes haben - das liegt in unserer Natur. Das ist leider ein Problem, das es bei vielen Rassehunden gibt.
Der wissenschaftliche Beirat des VDH und seine Empfehlung
Der wissenschaftliche Beirat des VDH hat bereits 2020 die Empfehlung ausgesprochen ridgelose Hunde in die Zucht zu integrieren um den Dermoid Sinus zu bekämpfen. Die VDH-Vereine wehren sich jedoch bis heute dagegen und weigern sich vehement diese Empfehlung umzusetzen, obwohl der VDH 2021 seine Empfehlung erneut bekräftigt hat: „Ridgelose Hunde sollten anerkannt und für die Zucht zugelassen werden. Das dient sowohl der Gesundheit der Rasse, als auch der genetischen Vielfalt“.
Der schwedische Ridgeback Club und seine Zuchtstrategie
Vor einigen Monaten hat nun der schwedische Rhodesian Ridgeback Club (SRRC) beschlossen ridgelose in der Zucht zu integrieren. Man kann sich vorstellen welchen Aufschrei es daraufhin n der Ridgeback-Welt gab und wie kontrovers das Thema in den diversen Foren diskutiert wurde. Die Schweden haben sich ausführlich mit dem Thema beschäftigt und ihre Entscheidung auch sehr gut erläutert. Mit freundlicher Genehmigung des SRRS habe ich die aktuell gültige „Rassespezifische Zuchtstrategien (RAS) 2023-2027“ ins Deutsche übersetzt.
Seit vielen Jahren wird behauptet, man stünde kurz davor einen Gentest für den Dermoid Sinus zu entwickeln und in letzter Zeit wird diese Behauptung wieder vermehrt verbreitet.
Der Erbgang des DS ist nicht bekannt, was wir jedoch wissen ist, dass es sich um einen polygenen Erbgang handelt (bedeutet: mehrere Gene sind verantwortlich). Wie wahrscheinlich ist es, dass es gelingt für einen polygenen Erbgang einen Gentest zu entwickeln? Wenn ja….was bedeutet das für unsere Zucht?
Ein einfacher, rezessiver Erbgang wie bei der JME (Juvenile myoklonische Epilepsie), ist züchterisch leicht in den Griff zu bekommen, in dem man einen Träger (JME: JME/N) mit einem freien (JME: N/N) verpaart. Bei dieser Kombination werden niemals Merkmalsträger, also erkrankte Hunde, rauskommen.
Wenn aber die Vererbung so komplex ist wie beim DS und ein Zuchtpartner bereits verantwortlich dafür sein kann, dass ein Nachkomme einen DS hat, ….müssten wir dann nicht alle Hunde, die positiv getestet werden, aus der Zucht nehmen? Was bedeutet das für die Zucht unserer Rasse und für unseren Genpool? Der ist bei uns, wie bei allen Hunderassen, die eine geschlossene Population haben, sehr eng und dadurch wird er noch enger. Gentests können in der Zucht sehr hilfreich sein, wie der Fall des JME-Tests zeigt, der erst vor ein paar Jahren entwickelt wurde. Der Schuss kann aber auch nach hinten losgehen, wie man so schön sagt.
Wenn wir also einen Gentest bekommen sollten, der nicht wirklich aussagekräftig ist und der dazu führt, dass wir einen hohen Prozentsatz des Zuchtpotentials verlieren, dann ist das nicht zielführend, viel mehr gefährlich für unsere Rasse.
Unsere Zucht
Als Züchter habe ich eine große Verantwortung und der bin ich mir bewusst. Ich hatte das große Glück mit unserer Stammhündin Kimba einen tollen Grundstock für meine Zucht legen zu können. Kimba, die Ur-Ur-Urgroßmutter unseres K-Wurfs starb 2 Monate vor ihrem 15.Geburtstag.
Kimba’s Tochter Alika (A-Wurf) wurde über 13 Jahre alt, ebenso einige ihrer Geschwister, die zum Teil sogar über 14 Jahre alt wurden. Die 3 Welpen unseres B-Wurfs wurden fast 12 und einer 13 Jahre alt, aus unserem C-Wurf wurden 5 Welpen über 14 Jahre. Trinity, unser Einzelwelpe (D-Wurf), ist mit über 13 Jahren gestorben und von unseren 9 Welpen aus dem E-Wurf wurden einige fast 14 und eine Hündin sogar über 14 Jahre alt. 5 Welpen aus unserem F-Wurf wurden über 12 Jahre und 3 über 13 Jahre alt und unser Spencer (G-Wurf) ist am 14.Juli 2024 13 Jahre alt geworden.
Das ist eine Statistik, die mich als Züchter glücklich macht, denn die Welpen bleiben nun mal immer meine Babies und ich leide mit allen meinen Welpenleuten mit, wenn sie ihr Familienmitglied gehen lassen müssen.