Zucht mit ridgelosen im Kennel Thuraia

Ja, ich züchte auch mit ridgelosen Ridgebacks und ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass dies der richtige Weg ist!

Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt… diesen ersten Schritt bin ich gegangen, als ich im Jahr 1998 meine Stammhündin Beris Bilé Karpaty „Kimba“ als Welpe zu mir geholt habe. Der Rhodesian Ridgeback hat mich fasziniert, seit ich einige Hunde dieser Rasse ein Jahr zuvor zum ersten Mal live gesehen habe. Diese Faszination ist bis heute geblieben.

Zur damaligen Zeit war es absolut nicht unüblich, dass ridgelose Welpen gleich nach der Geburt getötet wurden – eine Tatsache, die mich schon damals fassungslos machte. Der Grund einen ridgelosen Welpen einzuschläfern war so simpel wie unfassbar: ihnen fehlte der Ridge, das namensgebende Merkmal, also konnte man sie nur sehr schlecht verkaufen, denn….. ein Ridgeback ohne Ridge ist eben (nach Meinung vieler) kein „richtiger Ridgeback“. Es wurden also gesunde Welpen getötet, denen lediglich eine Mutation fehlte.

Die THURAIA-Zucht

… begann im Jahr 2001 mit Kimba’s erstem Wurf. Es waren 8 Welpen – alle mit Ridge, aber leider hatten zwei davon einen DS. Als Erstzüchter war das für mich eine schreckliche Erfahrung und ich überlegte tatsächlich die Zucht gleich wieder ein zu stellen, weil ich einfach keine Hunde mit einem Gendefekt züchten wollte. Sicherlich – man konnte den DS operieren und das wurde bei diesen beiden Welpen dann im Alter von 5 Monaten auch gemacht (sie sind beide gesund alt geworden), aber gab es keine andere Möglichkeit?

Dieser erste Wurf mit den beiden DS-Welpen führte dazu, dass ich mich eingehender mit dem Thema Dermoid Sinus und Zucht mit ridgelosen beschäftigt habe.

Im Jahr 2002 stellte ich die Pedigree-Datenbank “Rhodesian Ridgeback Pedigree Search” online, wodurch ich im Laufe der Jahre weltweit zahlreiche Kontakte mit Ridgeback-Züchtern, Wissenschaftlern und Genetikern knüpfen konnte. Eine Tatsache, die mir enorm weiter geholfen hat auf meinem Weg.

Der Ridgeback ohne Ridge

Im März 2004, bereits ein Jahr nach meinem Eintritt in den Club ELSA, wurde ich vom Vorstand zum Zuchtbuchführer ernannt und ein Jahr später, im April 2005, zum Zuchtleiter. Mit unserem damaligen ersten Vorsitzenden führte ich häufig Gespräche über die Verbreitung des DS in unserer Rasse, den Zusammenhang von DS und Ridge und das Qualzuchtgutachten, in dem der Rhodesian Ridgeback geführt wird aufgrund des DS. Schon damals gab es Bestrebungen bezüglich eines Zuchtprogramms mit dem VDH in Kontakt zu treten - aber die Zeit war wohl noch nicht reif dafür.

Im gleichen Jahr wurde ich von Dr. Mark Neff (University of California at Davis) und Nicolette Salmon-Hillbertz (Swedish University of Agricultural Sciences Uppsala) kontaktiert. Dr. Mark Neff beschäftigte sich mit der Vererbung des Ridges. Die DNA-Aufschlüsselung wurde mittels Zellmaterial aus Speichelproben von Hunden vorgenommen, die weltweit gesammelt und nach Kalifornien geschickt wurden. Viele unserer Züchter haben sich damals daran beteiligt. Zu dieser Zeit lag gerade ein ungeplanter Wurf von zwei im Club ELSA gezogenen ridgelosen Ridgebacks – alle 11 Welpen waren (erwartungsgemäß) ridgelos und von den Elterntieren und einigen der Welpen wurden von mir ebenfalls Speichelproben in die USA geschickt. Leider kam man in dieser Studie offensichtlich nicht weiter, denn sie wurde nach ein paar Jahren eingestellt ohne signifikante Ergebnisse gebracht zu haben.

Mit dem Dermoid Sinus im Zusammenhang mit dem Ridge beschäftigten sich Nicolette Salmon-Hillbertz und ihr Team, u.a. auch Kerstin Lindblad-Toh (Broad Institute USA und Uppsala University Schweden). Sie fanden heraus, dass der Rückenkamm entsteht, wenn Hunde mehrere Kopien einer Region des Genoms haben, die Gene mit bestimmten Wachstumsfaktoren (FGF) enthalten. Die Mutation dieses Gens führt zu einem Defekt im System der planaren Zellpolarität.

2007 wurde die Studie aus Schweden schließlich veröffentlicht und von Prof. Tosso Leeb (Institut für Genetik der Universität Bern) im November 2007 anlässlich der Tagung der Zuchtverantwortlichen des VDH vorgestellt. 2008 habe ich, in meiner Funktion als 1. Vorsitzende des Club ELSA, beim VDH einen Antrag auf Versuchszucht gestellt.
Bereits 2 Monate später erhielten wir ein Schreiben von der Vorsitzenden des wissenschaftlichen Beirats, dass der VDH dem Zuchtversuch zur Vermeidung des Dermoid Sinus und dem Einsatz von ridgelosen in der Zucht zustimmt. 

Zucht mit ridgelosen Ridgebacks in unserer Zuchtstätte

Im Jahr 2014 entschloss ich mich aus einem Wurf meiner Nachzuchthündin Thuraia Etana Kianga, die Stammhündin in der Schweiz bei Familie Bussmann im Kennel KIANGA war, eine ridgelose Hündin zu holen. 

Diese Entscheidung habe ich sehr bewusst getroffen, denn ich war immer davon überzeugt, dass der Zuchteinsatz von ridgelosen Hunden in der Rhodesian Ridgeback Zucht absolut sinnvoll ist. Ginny, die ridgelose Hündin, war m. E. die beste Hündin im Wurf und deshalb stand für mich fest – sie kommt zu uns. 2018 hatte sie ihren ersten Wurf. Wie erwartet hatten alle Welpen einen perfekten Ridge und keiner einen DS.

Der Wurf mit meiner Ginny im Jahr 2018 war der letzte Wurf im Rahmen des VDH-Zuchtprogramms zur Bekämpfung des DS, denn der VDH hat das Programm im Sommer 2018 eingestellt mit der Begründung, dass es schlichtweg nicht mehr erforderlich ist weil man inzwischen weiß, dass homozygote Ridgeträger (Genstatus R/R) ein erhöhtes Risiko für den Dermoid Sinus haben. Den Vereinen wurde freigestellt regulär die ridgelosen in die Zucht zu integrieren (sie weigern sich bis heute die Empfehlung des wissenschaftlichen Beirats umzusetzen).

2020 hatte ich mit Ginny einen zweiten Wurf. Der Deckrüde, unser Ben, war heterozygot für den Ridge also war klar, dass ich auch ridgelose Welpen bekommen würde. Warum habe ich das getan? Weil für mich der Charakter und die Gesundheit der Hunde Priorität haben und nicht ein Statussymbol, zu dem der Ridge inzwischen leider geworden ist.

Für mich ist wichtig das Risiko für einen Dermoid Sinus so gering wie möglich zu halten – das hat für mich absolute Priorität. Zu mir sagte einmal ein Züchter „Ich habe lieber 3 Welpen mit DS im Wurf als einen ridgelosen, denn die Welpen mit DS sind optisch perfekte Ridgebacks“. Eine Aussage die mich absolut schockiert hat, aber dieser Züchter steht mit diesem Standpunkt sicherlich nicht alleine.

Wegen dieses Wurfes von Ginny und Ben wurde ich massiv angegriffen, denn wie kann man es wagen eine ridgelose Hündin mit einem Rüden zu decken, der nicht dominant den Ridge vererbt. Der Verein wollte für den kompletten Wurf einen Zuchtausschluss aussprechen, obwohl keiner der Welpen einen Fehler hatte – mit der Ausnahme, dass einige keinen Ridge hatten. 3 Jahre musste ich um die Ahnentafeln für den Wurf kämpfen – schlussendlich kam es vor Gericht zu einem Vergleich, da der Richter auch absolut nicht nachvollziehen konnte, warum man denn für die Hunde einen Zuchtausschluss aussprechen sollte.

Am 06.06.2025 hat nun die FCI die Änderung des Standards der KUSA übernommen. Anstatt etwas toleranter mit kosmetischen „Fehlern“ umzugehen wurde genau das Gegenteil gemacht: als Fehler wurden jetzt „nicht korrekte Wirbel des Ridges“ im Standard konkretisiert und als disqualifizierender Fehler gelten „Hunde ohne Ridge“. Das ist ein Weg in die falsche Richtung, aber der Weg den der Rhodesian Ridgeback jetzt endgültig geht und mit ein Anstoß für mich, eine andere Richtung einzuschlagen.

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Monika Pehr
August 2025